Bauen 2030: nachhaltiger, recycelt, automatisiert
Wie in zahlreichen Branchen werden die Themen Nachhaltigkeit und Automatisierung auch in der Baubranche eine zentrale Rolle in den kommenden Jahren spielen. Die bestehenden Materialien werden sich verändern, neue wie Holz oder Lehm werden dazu kommen.
Bauprojekt: Ricola Kräuterzentrum von Herzog & de Meuron
© Fotos:/ Bildnachweis: Markus Bühler-Rasom / Ricola AG
Bauprojekt: Lehmhaus Rauch von Boltshauser Architekten und Martin Rauch
© Fotos:/ Bildnachweis: Beat Bühler Fotografie
Wir werden auch künftig mit den bereits bekannten Stoffen wie Beton, Zement oder Stahl bauen, aber können ihren Schadstoffaustoss dabei reduzieren. Möglich wird dies mit einer intelligenten Kombination mit Materialien wie Holz oder Bambus, aber auch Karbon oder einer Vorbehandlung. Dazu kommt der erhöhte Einsatz von KI und Generative Design, die eine effizientere Konstruktionsweise ermöglichen und auch damit den CO2-Austoss verringern.
Ein Baustoff, dem auch nach den Visionen des österreichischen Architekten und Bauunternehmer Martin Rauch, künftig vermehrt zur Anwendung kommen wird, ist Lehm. Rauch hat nicht nur sein eigenes Haus komplett aus Lehm gebaut, sondern auch die Wohnhäuser für seine Geschwister. Nun wirkt er mit, wenn in Paris ein ganzes Wohngebiet aus Lehm entstehen soll.
Lehm eignet sich eben nicht nur für eine umweltfreundliche Sanierung von Häusern, sondern auch immer mehr bei Neubauten. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: Lehm ist vor Ort verfügbar, benötigt einen geringen CO2-Austoss, ist wieder verwendbar, hat eine lange Lebensdauer und ist energieeffizient. Zudem schafft er ein angenehmes Raumklima und schadet nicht der Gesundheit des Menschen. Trotz diesen Vorteilen braucht es von Architekten und Bauherren nach wie vor einen vorwärts gerichteten Ansatz, um Lehm vermehrt als Baustoff einzusetzen.
Weniger Neubauten ist besser für den Klimawandel
Doch nicht nur Baumaterialien ändern sich wegen der umweltfreundlicheren Einstellung der Bevölkerung, sondern auch politische Vorgaben führen zu einem Umdenken: Sie wird den Einsatz von Sekundärbaustoffen in der Baubranche massiv steigen lassen. Das bedeutet, es wird weniger gebaut, sondern mehr saniert und umgenutzt. Dabei steigt der Einsatz von bereits verwendendten Baumaterialien an. In diesem Bereich haben sich bereits auch Startups wie Concular in Stellung gebracht. Es wertet die Wiederverwendbarkeit von Baumaterialien aus. Dazu kommen Plattformen, welche gebrauchet Baumaterialien anbieten. Bei der Wiederverwendung von Baumaterialien ist jedoch auch relevant, wer letztlich die Gewährleistung und Garantien trägt. Diese müssen zusätzlich zertifiziert werden.
Aus BIM wird der Digitale Zwilling
Das in der Baubranche eingesetzte Building Integration Management (BIM) wird möglicherweise von Digitalen Zwillingen abgelöst werden. Digitale Zwillinge sind akkurate und mit Daten angereicherte, digitale Repräsentationen von Gebäuden und entwickeln sich zu einer Anwendung für zahlreiche Unternehmen, indem sie die Modellierung individueller Fertigungsprozesse, vorausschauende Wartung, Statusupdates oder Interaktionen KI-Design.
Sie werden in den nächsten Jahren in den verschiedensten Branchen vermehrt zum Einsatz kommen – so auch im Bausektor. Dabei können nicht nur die Bauphasen in einem Projekt in einem 3D-Modell in Echtzeit abgebildet werden, sondern es wird auch gleich in diesem Modell geplant. Das bedeutet, es können auch gleich Aufträge an Bauunternehmen in diesem Digitalen Zwilling vergeben werden.
Damit fungiert der Digitale Zwilling als Vertriebskanal: Bauteile, Produkte und Rohstoffe werden darüber gehandelt, aber auch der Transport an die Baustelle und alle weiteren Elemente. Der Architekt und Bauingenieur tragen ihren Bedarf in den Digitalen Zwilling ein und die Anbieter können über die Plattform einen Vertrag abschliessen.
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Text: David Torcasso, Journalist / Stefan Müller, Geschäftsführer & Inhaber von RAUMTAKT GmbH
Bauprojekt: Ricola Kräuterzentrum von Herzog & de Meuron
© Fotos:/ Bildnachweis: Markus Bühler-Rasom / Ricola AG
Bauprojekt: Lehmhaus Rauch von Boltshauser Architekten und Martin Rauch
© Fotos:/ Bildnachweis: Beat Bühler Fotografie